Blick auf die Altstadt von Prizren

Urlaub im Kosovo

Europas letzte Wildnis? von Bernadette Olderdissen

„Wie kann man nur so bescheuert sein, in den Kosovo zu fahren?“ Einige stellen die Frage laut, anderen lese ich sie vom Gesicht ab. Meinen Bekannten. Sogar einigen Freunden. Und ich, ich bin gerne so bescheuert. Will unbedingt einen der letzten ‚wilden‘ Flecken Europas erkunden. Einen Ort, der noch nicht auf der Zielgeraden zu einem der sogenannten Geheimtipps ist, die die Pauschaltouristen innerhalb weniger Jahre besudeln wie die Mücken ein nacktes Bein. Auf einem Kontinent, auf dem fast jedes Eckchen erforscht und touristisch erschlossen ist und über den immer wieder dasselbe mit anderen Wörtern geschrieben wird, klingt der Kosovo noch exotisch. Ein bisschen unruhig. Gefährlich, behauptet manch einer. Mein Traum.

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Junge Frau auf einer Düne in der Wüste

The Sound of silence

Allein in der Wüste von Oman von Bernadette Olderdissen

Es war einmal eine junge Frau, die stand in der Wüste. Am 25. Dezember. Und duschte. Über ihr die Sterne bis in den letzten Winkel angeknipst. Den Körper überzogen von feiner Gänsehaut. Im Rücken ein beduinisches Stoffzelt. Sie sog die kühle Wüstenluft tief ein und … Krrrrrrrrrk.

Filmriss.

„Komm bloß nicht zu spät zum Essen“, hat mich der ägyptische Reiseführer Mohammed gewarnt. „Dann gibt’s nämlich nix mehr.“ Vom Wüstenessen hat er genauso wenig Ahnung wie von Oman, stelle ich bald fest. Ich betrete das größte Zelt im Wüstenlager. Werde in die Schlacht am Buffet à la Kreuzfahrtschiff geschubst. Frage mich, ob der Oma neben mir, die das Essen so hoch auf ihren Teller türmt, dass die Hälfte hinten wieder runterrutscht, nicht ein paar Tassen im Schrank fehlen. Genau wie dem 1000 Nights Camp, in dem ich gerade bin, eine Nacht fehlt. Und ich ärgere mich zum zigsten Male, dass ich eine Gruppenreise in den Oman gebucht habe. Die erste meines Lebens. Und die letzte.

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Katzen sitzen auf Umzugkartons

Ich bin dann mal wieder da

Als Rückkehrerin in Deutschland von Bernadette Olderdissen

Wie kann man sich bloß freuen, wieder in Deutschland zu sein? Als Rückkehrer? Und dazu noch Rückkehrer aus dem Süden? Nein, nein, das geht ja gar nicht. Die Devise lautet doch „Bloß weg!“, „Raus hier, egal wohin“ und ‚Soweit weg wie möglich.“ Möglichst nach Süden. Alle wollen doch nach Süden, sogar die Zugvögel machen sich gerade wieder auf den Weg dorthin. Ja, weg und nach Süden, das ist normal, sowas sollte man wollen. So viele teilen das „Alles-hier-ganz-schrecklich-finden-Syndrom“. Es geht um die Flüchtlingskrise, die Finanzkrise, die Lebens- oder sonst was für eine aktuelle Krise, um zu hohe Steuern, zu kleine Gehälter, zu viele Wolken, zu wenig Sonne, zu viel Kälte, zu wenig Wärme, zu wenig dies, zu viel das, nur das Richtige ist nie dabei. Feststeht: Woanders ist alles besser. Vor allem im Süden. Natürlich.

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Blick über die Alster über die Türme von Hamburg

Ab in den Norden

Oder: Nach sieben Jahren zurück nach Deutschland von Bernadette Olderdissen

„Wie, du ziehst von Südfrankreich zurück nach Deutschland?“ „Was, Hamburg? Du weißt schon, dass es hier dauernd regnet und kalt ist?“ „Spinnst du? Bleib doch in Toulouse!“ So oder ähnlich klingen 100% der Reaktionen, die ich auf meine unverschämte Ankündigung bekomme, dass ich nach fünf Jahren in Südfrankreich – und davor zwei in Italien – zurück nach Deutschland ziehe. Und dann auch noch nach Hamburg. Ganz in den Norden! Meine Güte! Ich schaue in viele Gesichter voller Unverständnis, manch einer sieht mich gar an, als würde ich vor seinen Augen den Lottoschein mit dem Zwei-Millionen-Gewinn zerreißen. Tue ich das wirklich? Schmeiße ich das feine Leben im Süden gedankenlos hin, habe den Verstand verloren, verlasse das Paradies? So scheint es vielen. Nur mir nicht. Denn letzten Endes ist es meine Geschichte, und im Moment will meine Geschichte nun mal im Norden weitergeschrieben werden. In Hamburg. Im kalten Regen.

 

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Junge Frau mit Fahrrad an der Küste des Nationalparks Brijuni, Kroatien

Istrien im Hochsommer

Und trotzdem entspannen – Eine Reiseanekdote von Bernadette Olderdissen

Istrien Ende Juli/Anfang August? „Ach du Scheiße“, dachte ich nur, als ich den Vorschlag bekam und sah mich schon eingeklemmt zwischen tausenden von schwitzenden Körpern, Hühneraugen vor der Nase, das Wasser eine Brühe aus Sonnencreme und Abfall sowie Endlosstaus auf engen Landstraßen. Aber wenn man in Toulouse lebt, der französischen Stadt, in denen die meisten Flugzeuge hergestellt werden, von der aus aber die wenigsten starten, schlägt man zu, wenn es gerade eine günstige Direktverbindung gibt. Auch wenn sie nach Pula führt. Im Hochsommer.

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Zwei Polizisten auf einem Wasserscooter auf Jeju, Südkorea

Jeju, das Hawaii Südkoreas

Nicht-reif für die Insel – Eine Reiseanekdote von Bernadette Olderdissen

Nach zwei Monaten harter Arbeit in Seoul habe ich mich so auf ein wenig Entspannung auf der südkoreanischen Insel Jeju gefreut, doch für diese Insel bin ich anscheinend noch nicht ganz reif: Ich stehe vor den jungen Empfangsmitarbeitern meiner kleinen Pension in Jeju-si, der Inselhauptstadt, und muss ihnen erklären, dass meine Toilette schon an diesem ersten Morgen hoffnungslos verstopft ist. Auf meine Verkündigung in Englisch weiten sich die Augen der beiden, ihre Lippen formen sich zu einem langgezogenen „Ooooooh“ und sie sehen sich verständnislos an. Aber so schnell gebe ich nicht auf! Auch wenn sich mein koreanischer Wortschatz auf ‚annyeong haseyo‘, hallo, und ‚gamsa hamnida‘, danke, beschränkt, fühle ich mich als Fortgeschrittene in koreanischer Gestik. Wissend hebe ich daher beide Arme vor die Brust und überkreuze sie, eine Geste für ‚nein‘, ‚kein‘ oder ‚nicht‘, die mir die Seouler beigebracht haben.

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Einfache Holzhütten in einem Dorf auf dem Bolaven Plateau Laos

Opium für den Geist in Laos

Rausch auf dem Bolaven Plateau im Süden von Laos

Wer sich auf dem Bolaven Plateau im Süden von Laos jenseits der für Besucher herausgeputzten Kaffeeplantagen verirrt, den erwartet eine Überraschung: Das Dorf Kokphungtai, an dessen Eingang einige Einheimische Gemüse und Obst verkaufen – und dabei genüsslich an ihren Opiumpfeifen ziehen. Obwohl Drogen in Laos illegal sind und vor allem Ausländer für Konsum und Besitz schwer bestraft werden können, trotzen die animistischen Dorfbewohner den offiziellen Gesetzen und versuchen, im Einklang mit ihren eigenen Regeln zu leben.

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