Auf zwei Rädern, zwei und vier Beinen durch Jordanien

Oder: Jordanien für Abenteurer

„Wenn du in Eile bist, mach einen Umweg“, lautet eine japanische Weisheit. Von der die meisten Jordanien-Reisenden, die schnurstracks von der Hauptstadt Amman ins historische Petra, in die Wüste Wadi Rum sowie ans Tote oder ans Rote Meer hetzen, noch nichts gehört haben. Ich entdecke ein kleines Stück Jordanien auf dem langsamen Weg – vom Sattel eines Mountainbikes aus, auf meinen eigenen Beinen und zwischen den Höckern eines Kamels. Was schnellem Vorankommen und dem flotten Abhaken der Must-sees nicht gerade förderlich ist. Aber dem Ankommen. Ankommen inmitten einer Schafsherde. Bei Beduinenkindern, die aus ihren Zelten herbeieilen, um einer exotischen Radlerin ‚High Five‘ zu geben. Auf einem Beduinenweg in Richtung Petra. Auf allen Vieren auf Wadi Rums Sandsteinfelsen. Und bei Ahmad in Aqaba.

Ein Tag in der Hauptstadt

Meistens fängt eine Reise von dem Moment, wenn meine Pläne kaputtgehen, an, gut zu werden. In Amman bereits in den ersten Minuten am Flughafen. Die Idee, über Uber ein günstiges Taxi zu rufen, scheitert, als mir der Fahrer mitteilt, er könne wegen Polizeikontrollen nicht kommen. Es ist spät, ich habe Hunger, will zur Unterkunft. Ein älterer Mann in der Ankunftshalle wittert das. „Taxi? Nur 25 jordanische Dinar ins Zentrum!“ Gut 31 Euro, na toll. Dass Jordanien kein Billigreiseland ist, habe ich schon bei der Reisevorbereitung begriffen. Während ich dem alten Mann missmutig folge, fällt mir Ankomm-Regel Nummer eins ein – mich niemals von einem Wildfremden, der sich als Taxifahrer ausgibt, abschleppen zu lassen. Natürlich hat der Wagen kein Taxischild. Aber er glänzt Waschanlagen-frisch und riecht, als hätte vor mir noch niemand dringesessen. „Hunger?“ Der Fahrer reicht mir einen Apfel. Englisch spricht er genauso viel wie ich Arabisch, etwa vier Wörter, aber wir unterhalten uns wunderbar: Er spricht auf Arabisch in eine App, die den Text für mich ins Englische übersetzt und meine Antwort zurück ins Arabische. Am Ende der Fahrt weiß ich über alle Sehenswürdigkeiten von Amman Bescheid und ein wenig über meinen Fahrer Ali, ein Beduine. „Ich lebe seit über zehn Jahren in Amman, aber es gefällt mir nicht. Ich mag Pferde, Schafe und Kamele.“

Ich auch, finde mich aber an diesem Abend auf der Suche nach etwas Essbarem auf Straßen mit 95% neugierig schauenden Männern und ein paar verstreuten Frauen wieder. Mir ist komisch zumute – bis sich der erste neugierige Blick in einen wohlwollenden verwandelt und ich ein freundliches „Willkommen in Jordanien“ mit auf den Weg bekomme. Dem Willkommensgruß folgen weitere, bis mich der Hunger ins Touristencafé Pascha treibt, wo qualmende Touristen zu den Klängen von Live-Musik beisammensitzen. „Volaaaaare“, grölen die Sänger, begleitet von betrunkenen Italienerinnen, denn ja – im Pascha wird im Gegensatz zu den traditionell jordanischen Restaurants Alkohol verkauft.

Wenn ich neu in einer Stadt bin, schaue ich sie mir am liebsten aus der Höhe an. Beim Blick von oben wird ein fremder Ort greifbarer, wie die Welt aus dem Flugzeug. Ich beginne am nächsten Morgen mit dem Römischen Theater, wohl aus der Herrschaftszeit von Antoninus Pius 138 bis 161 nach Christus, das von unten nicht besonders groß erscheint, aber von der obersten Sitzreihe aus wird verständlich, dass dort um die 6.000 Personen Platz finden.

Auf dem Hügel gegenüber, über grauen, Legostein-ähnlichen Häusern, schlängelt sich die Mauer der Zitadelle über den grünen Jebel el-Qala-Hügel, Festungshügel, einen der höchsten der Stadt. Die Zitadelle verspricht den besseren Weitblick und eine weitere Geschichtslektion, und gespannt mache ich mich auf den Weg. Verlasse bald die Asphaltstraße, weil mir ein Schlammweg eine geeignete Abkürzung scheint. Nach kurzer Kraxelei stehe ich inmitten einer Schafsherde unterhalb der Befestigungsmauern aus römischer Zeit, ungefähr aus dem 2. Jahrhundert vor Christus. Die Schafe und ihre Schäferin, eine ältere Frau mit Kopftuch, schauen mich genauso verblüfft an wie ich sie, aber mit kurzem Lächeln und Kopfnicken werde ich akzeptiert.

Mir fehlen noch ein paar Felsbrocken und Steine, um den Zitadellenhügel zu erklimmen – wobei ich unbeabsichtigt den offiziellen Eingang samt Kasse umgehe. Genauso römisch wie die Mauern ist der dem Herkules geweihte große Tempel, von dem sich heute nur noch einige Säulen auf einem Steinpodium gen Himmel recken. Von einer einst 13 Meter hohen Statue in Tempelnähe ist nur noch eine Faust übrig, die verloren auf dem Rasen liegt.

Stolz erhebt sich dahinter der Omayyaden-Palast aus den Ruinen, eine arabische Burgfestung. Ich trete ein in den Audienzbereich der Kalifen, und obwohl die Wände schlicht Grau sind mit ausgearbeiteten Säulen und Mustern, vermitteln sie einen Eindruck von Erhabenheit.

Ein kalter Wind bläst durch die alten Gemäuer, treibt mich zurück in die Sonne zu einer Bank, von wo sich das alte Amman zu meinen Füßen erstreckt. Das Amman der Souks, wo bunte Küken in Kartons verkauft werden und Kinder das Porträt des Königs herumtragen, der engen Straßen, in denen sich die Autos durch farbarme Häuserreihen quetschen. Wie eine Häuserwüste, aus der Minaretten staksen, walzen die Bauten auf den Horizont zu. Irgendwo in dem Gewühl aus Konsum und Religion und Autos schreit jemand durch ein Megafon, es wird gehupt, zum Gebet gerufen. Und doch – von dort oben, wo ich Gras unter den Füßen spüre, wo ich nichts wollen und entscheiden muss, gefällt mir Amman richtig gut.

Der Jordan Bike Trail und das kleinste Hotel der Welt

Meine Reise in die Gestein- und Wüstenwelt Jordaniens beginnt in Dana, einem circa 500 Jahre alten Dorf im Herzen Westjordaniens, auf etwa halber Strecke zwischen Amman und Aqaba. Dana ist auch der Namensgeber eines 310 Quadratkilometer großen Naturreservats, das größte ökologische Schutzgebiet Jordaniens. Durch diese Natur aus Felsen, Geröll und ein wenig geduldetem Grün führt das schönste Teilstück des 2015 eröffneten Jordan Trail, ein 650 Kilometer langer Wanderweg quer durch Jordanien, von Umm Qais im Norden bis nach Aqaba am Roten Meer, für den man an die 40 Tage braucht. Dort tritt man teils in die Spuren des Wüstenvolks der Nabatäer.

Der Blick vom hoch gelegenen Dana führt über das Araba Tal, und am liebsten würde ich gleich draufloslaufen, hinein in die durstige Landschaft, die nichts verspricht, und doch Heimat des Arabischen Wolfes und der Wüstenkatze ist und im Winter durch den Regen so grün wird, dass die Beduinen das Tal als Weideland für ihr Vieh nutzen. Aber ich soll an diesem Tag nicht zu Fuß in diese dem Anschein nach lebensfeindliche Weite aufbrechen, sondern auf dem Mountainbike und einem weiteren Trail für Aktive: dem 730 Kilometer langen Jordan Bike Trail, der ebenfalls von Nord nach Süd führt und sich wenige Abschnitte mit dem Jordan Wander-Trail teilt. Es geht vorbei an der ehemaligen Kreuzfahrerburg Shobak, auch bekannt als ‚Montreal‘, deren Ruinen an der Pilger- und Karawanenstraße von Syrien nach Arabien liegen – ebenso wie ‚das kleinste Hotel der Welt‘: Ein Beduine hat an der Straße einen alten, ausgeschlachteten VW-Käfer als gemütliche Stube hergerichtet, die er für 60 JOD die Nacht an Besucher vermietet, inklusive Mahlzeiten und Führung durchs Tal. Das Schild 1 Dollar ist dabei irreführend – das sei fürs Foto, erklärt er lachend.

Wer gut auf dem Sattel und unbefestigte Wege gewohnt ist, kann den Trail im Prinzip allein bewältigen. Mehr Spaß und sicherer ist es allerdings mit heimischem Guide, wie mit dem 32-jährigen Anas vom lokalen Veranstalter Terhaal, der von 1998 bis 2007 im jordanischen Nationalteam radelte und dabei zahlreiche Rennen gewann. Seit 2011 zeigt er Besuchern vom Bike aus oder zu Fuß sein Land und ist mit voller Leidenschaft dabei. „Pass auf, was du nach den Worten ‚ich bin‘ sagst, denn das definiert, wer du bist“, lautet sein Wahlspruch.

An diesem Nachmittag bin ich vor allem nervös, denn meine Mountainbike-Erfahrung auf unbefestigten Wegen ist überschaubar. Die Teilstrecke über dem Wadi Araba – wobei Wadi ‚Tal‘ bedeutet‘ – bis nach Little Petra gilt als Schwierigkeitsstufe 3 von 5, doch in den vergangenen Wochen hat der Regen den Boden in ein verkrustetes Wellblechdach verwandelt, das nach Fahrradreifen lechzt. „Yalla“, muss Anas die kleine Gruppe immer wieder anfeuern – los! Bei mir sitzt die Erinnerung an einen schlimmen Kopfsturz mit dem Fahrrad vor zwei Jahren noch tief, die Abfahrten bereiten mir mehr Sorge als jeder steile Anstieg. Unter uns präsentiert sich die Natur ungeschminkt in ihren Gelb,- Braun- und Grüntönen.

Und dann, als ich mich endlich entspanne, bekomme ich mein erstes Jordanien-Tattoo, wie es Anas nennt: nicht bei einer der rasanten Abfahrten, in denen das Bike so schnell übers Geröll fliegt, dass mir das Herz im Hals steckenbleibt. Auch nicht an einer Bach-Überquerung. Nein. Ich steige voller Begeisterung über das Panorama an einem Hang ab, mein Fuß sucht vergebens nach dem Boden, und ich fliege samt Fahrrad auf die Steine. Der Schmerz durchschießt mein ohnehin morsches Knie, einige Minuten lang fürchte ich, nicht weiterfahren zu können. Doch was vor zwei Jahren geklappt hat – trotz Sturz weitere Kilometer auf dem Sattel zurückzulegen – muss auch mit lädiertem Knie gehen.

Als wir bereits zurück auf dem Highway sind, geht die Sonne hinter den Bergen unter, begleitet von einem illegalen Paraglider. „Hier darf eigentlich niemand fliegen wegen der Grenze zu Israel“, erklärt Anas. Den Paraglider scheint das nicht zu stören.

Und wir, wir sind dankbar, als wir endlich Little Petra erreichen, das einst ein Karawanenrastplatz in einer engen Schlucht war. Dort sind noch heute in den Felswänden Wohnhöhlen und Grabstätten aus der Zeit der Nabatäer zu sehen. Doch für uns gibt es keine Felshöhlen, sondern Zelte, die der Beduine Abu Luai bei Bedarf für Gruppen aufstellt. Das Schlemm-Fest am Lagerfeuer besteht aus einer Suppe und einer riesigen Platte voller Reis mit Gemüse, Huhn und Lamm, die uns die Anstrengungen des Tages schnell verdauen lassen. Während die anderen noch ums Feuer sitzen, laufe ich in Richtung der Sterne. Oder so kommt es mir vor, wenn ich die Taschenlampe ausschalte und Schritt für Schritt auf die Dunkelheit zugehe, die nur von Millionen winziger heller Punkte durchbrochen wird. Freude ist zu gering für dieses Gefühl der Dankbarkeit und des vollkommenen Daseins im Hier und Jetzt. Glück würde es wohl eher treffen.

Auf dem Beduinenweg nach Petra

Petra. Mittlerweile ist Jordanien in den Köpfen vieler synonym mit der einstigen Hauptstadt der Nabatäer, antiker Nomadenstämme und Karawanenhändler aus Nordwestarabien. Wahrscheinlich besiedelten die Nabatäer die Region um Petra um 550 vor Christus und hielten einen wachsamen Blick auf die Handelsrouten nach Südarabien. Im 4. Jahrhundert vor Christus erlangten sie wirtschaftliche und politische Größe, gewannen sogar bis nach Syrien Einfluss und gründeten zwischen 150 vor und 105 nach Christus das Königreich Nabataea mit einer Fläche von der Sinaihalbinsel bis nach Nordarabien. Ihre Unabhängigkeit bröckelte erst 106 nach Christus unter dem römischen Kaiser Trajan, als die Nabatäer als Provinz Arabia Petraea Teil des Römischen Reiches wurden. Heute steht die aufwendige, 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe deklarierte Ruinenstadt mit ihrer in die Felsen gemeißelten Schatzkammer, dem Kloster, den monumentalen Grabtempeln und unzähligen Höhlen auf der To-see-Liste der meisten Weltreisenden. Dabei machen es sich die meisten einfach, lassen sich am Haupteingang absetzen und spazieren oder rollen dann in der Pferdekutsche in Richtung der millionenfach fotografierten Schatzkammer – durch den 1,5 Kilometer langen Siq, eine mehr als 70 Meter tiefe Felsschlucht. Ich habe das Privileg, es anders zu machen.

Mit Anas und Tala von Terhaal wandern wir von unserem Zeltlager in Beida bei Little Petra in Richtung des knapp drei Kilometer entfernten Klosters von Petra, Ad Deir. Der Beduinenpfad, der Teil des Jordan Trail ist, führt hoch hinauf in die Sandsteinfelsenwelt, die nur wenigem Grün Platz lässt. Eine Bergwüste vor der Wüste.

Kaum habe ich Steine und Felsen unter den Füßen, überkommt mich Dankbarkeit für diese langsame Art des Reisens. Wir möchten nach Petra, ja, aber davor zählt dieser Weg, zählen die Ausblicke zum Great Rift Valley im Westen, zählen die Einheimischen, die Wanderer mit Tee oder kleinen Mitbringseln versorgen. Wie Mohammed, der auf einem Felsvorsprung in einem aus Steinen gezimmerten Ofen Minzetee kocht und für einen JOD verkauft. Auch klapperige Stühle stehen für müde Wanderer bereit, und über dem Abhang weht die jordanische Flagge, als hätte man hier bereits etwas Großartiges erreicht. Vielleicht dient sie als kleiner Denkanstoß für alle, die es als selbstverständlich hinnehmen, dass man in diesem unruhigen Teil der Welt längs durch ein Land wandern kann. Allein oder mit Beduinen, die von der Jordan Trail Association zu Bergführern ausgebildet werden. In einem Land, das zwischen Syrien, dem Irak und Saudi-Arabien eingeklemmt liegt und in dem wie in einer Oase umgeben von Wüste verschiedene Ethnien mit- und nebeneinander leben. Mit Millionen von hinzugekommenen syrischen Flüchtlingen.

Ein Aussichtspunkt jagt den nächsten, eine Flagge eine weitere, wo dieses Mal eine alte Frau an einem kleinen Souvenirtisch „Happy hour“ hat. Ich beobachte Anas, der minutenlang bewegungslos unter seiner Nationalflagge sitzt und in die Ferne starrt, als wäre er allein an diesem Ort. Was er wahrscheinlich auch ist, denn wie ich später erfahre, ist er ein Meister der ‚Ich-verschwinde-in-meiner-Welt‘ Kunst. „Ich habe heute Nacht draußen geschlafen“, erzählt er nach einer Nacht in Wadi Rum, die bereits im Zelt aus Ziegenhaar bitterkalt war. „Wenn ich schlafe, dann schlafe ich, egal, ob es kalt ist, hagelt oder regnet.“

Wenn die Sonne hervorlugt, malt sie die gelblich-grauen Felsen rötlich an und lässt an den Grand Canyon denken. Irgendwann, tief im Tal, hält Tala inne. „Was glaubt ihr, wie weit es noch nach Petra ist?“ Wir haben keine Ahnung, tippen auf weitere ein bis zwei Stunden Fußweg. Sie lächelt. „In zehn Minuten sind wir da!“ Sie deutet auf die Felsen in der Ferne, und nun sehe auch ich es: Eine Form erhebt sich aus dem Gestein. „Das ist das Kloster, Ad Deir.“

Die letzten paar Hundert Meter des Beduinenweges teilen wir mit einem Hirtenjungen und einer Schafsherde, andere Touristen gibt es kaum. Wirklich? Das soll das berühmte Petra sein? So menschenleer? Später verstehe ich, warum das Kloster nicht überlaufen ist: Wer vom Haupteingang kommt, muss einen steilen Aufstieg über viele Treppen auf sich nehmen, um zum Kloster zu gelangen, was viele nicht machen. Zum Glück.

Wir sitzen auf einem Felsvorsprung gegenüber dieses in den Felsen geschlagenen Gebäudes aus dem 1. Jahrhundert nach Christus und lauschen Tala, die dessen Geschichte mit uns teilt. Ein fussiger Kater gesellt sich zu uns und hört gespannt zu.

Erfährt wie wir, dass Ad Deir wohl nicht als Kloster gedacht war, auch nicht als Grabstätte wie viele der anderen gefundenen Gebäude. Erst 2004 legten Wissenschaftler zwei Steinbänke an den Saalwänden frei, ein Hinweis darauf, dass Ad Deir das Mausoleum eines Herrschers gewesen sein könnte. Ich spaziere zu den Felsen gegenüber dem Kloster, stoße auf mehrere Höhlen, die früher von Einsiedlern genutzt wurden und heute teilweise als Ziegenstall dienen. Mehrere Tiere schauen mich neugierig über den notdürftig hochgezogenen Blechzaun an.

Danach folgen wir dem langen Prozessionsweg der Nabatäer nach unten, gesäumt von Souvenirständen mit Verkäufern, die ganztägig „Happy hour“ ankündigen. Früher mag der Pfad durch die Felsen etwas Andächtiges vermittelt haben, heute ist er eine Vorwarnung dessen, was unten, im Herzen der Ruinenstadt, wartet: ein Großaufgebot an Touristen, die mit Kameras und Selfie-Sticks Ruinen-hopping machen, Polizisten auf Pferden und Esel mit übergewichtigen Touris auf dem Buckel.

Die in die Felsen gemeißelten Gebäude sind hier so zahlreich, dass man gar nicht weiß, wohin man als Erstes schauen soll. Da sind Höhlen und Gräber, allen voran die 13 großen Königsgräber unweit des Römischen Theaters, das einst Platz für 10.000 Zuschauer geboten haben soll. Über die sogenannte Säulenstraße, die einstige Hauptstraße von Petra, geht es weiter bis zur Lieblingshöhle von Tala, in der ausnahmsweise niemand ist. Die Farbformation der Felsen wartet mit sämtlichen Krafttönen eines Instagram-reifen Sonnenuntergangs auf, die sich wie Wellen über das Gestein verteilen. Ich stelle mir vor, wie hier Menschen lebten, zurückgezogen von der gleißenden Sonne und der staubigen Erde draußen.

Und dann geht es schnurstracks auf das eigentliche Highlight von Petra zu – das sogenannte Schatzhaus im hellenistischen Stil, Khazne al-Firaun, das auf keinem Petra-Foto fehlen darf. Fast 40 Meter ist es hoch und 25 breit. Die Beduinen nannten es ‚das Schatzhaus des Pharao‘, dabei war es nur eins von vielen Felsengräbern. Ob es nun im 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus entstand, darüber sind sich nicht einmal die Forscher einig. Wer genau hinschaut, erkennt über sechs korinthischen Säulen einen Rundtempel und auf dessen Spitze Einschusslöcher. Angeblich versuchten Beduinen, den ‚Schatzbehälter‘ zu sprengen, mussten aber feststellen, dass er ebenfalls nur aus Stein bestand. Vor dem Schatzhaus wimmelt es von Touristen, ich bin müde, verzichte bewusst darauf, wie viele andere illegal an den Felsen emporzuklettern, um das beste Selfie mit dem Schatzhaus im Hintergrund zu schießen.

Stattdessen setze ich mich ins Café und staune wie Indiana Jones, der im dritten Film ebenfalls sprachlos diese Wand anstarrte. Sprachlos über das Werk, das Menschen Jahrtausende vor uns, ohne die von uns als selbstverständlich angesehenen technologischen Hilfsmittel, zustande brachten. Und dann steht die letzte Etappe an, die für die meisten Besucher die erste ist – der Weg durch den Siq zum Haupteingang. Auf dem man dauernd beiseite springen muss, um nicht von einer der wie wahnsinnig durch die Felsen getriebenen Pferdekutschen über den Haufen gefahren zu werden, aus der die Touristen johlen. Ich übe mich in Anas‘ Kunst der mentalen Ich-Welt, stelle mir vor, die Massen wären weg und ich würde ganz entspannt durch den schattigen Gang, den Natur und Mensch Hand in Hand gestaltet haben, spazieren. Vorbei an vielen in die Felsen gemeißelten Aquädukten, die Petra schon in der Antike eine optimale Wasserversorgung zusicherten.

Angeblich bestand das Versorgungssystem darüber hinaus aus Terrakottaröhren und über 200 Zisternen, die das Wasser aus sämtlichen Wasserquellen in einem Umkreis von 25 Kilometern zogen. Nachdem ich mal wieder knapp dem Pferdekutschen-Tod entgangen bin, denke ich an die Legende, laut der Mose beim Exodus des Volkes Israel an dieser Stelle mit seinem Stab schlug und daraufhin eine Quelle aus den Felsen sprudelte. Was auch erklärt, warum die Gegend um Petra Wadi Musa heißt, Mosetal.

Biking durch die Wüste

Schon oft habe ich mich gefragt, wie man eigentlich auf dem Mountainbike durch die Wüste fahren kann. Nun soll ich eine Antwort erhalten. Kurz hinter Petra geht es über den King’s Highway nach Rafif auf 1.565 Metern, dann runter ins Dorf Delagha, wo der Off-road-Pfad in die wüstenähnliche Landschaft beginnt.

Ich habe keine Lust, ständig in der Gruppe zu radeln, presche mal voraus, lasse mich mal zurückfallen. Atme die Leere und Stille ein, während sich der Staub wie eine Maske auf mein Gesicht legt. Ab und an erheben sich aus der Leere Steinhütten oder Zelte, manchmal ziehen schwarzgekleidete Beduinen mit ihren gleichfarbigen Schafen durchs Geröll. Dass es für die Tiere auf dem dürren Boden etwas zu futtern gibt, ist kaum vorstellbar. Einmal halte ich an, um Fotos zu schießen, und Kinder stürzen aus einem Beduinenzelt auf mich zu. Sie lachen, geben mir High Five und bewundern mein Mountainbike, als handele es sich dabei um ein Raumschiff.

Immer weiter geht es hinein ins große, steinige Nichts, bis nach Al Humaimah, einem alten Rastplatz an der sogenannten Gewürzroute, die früher Karamelkarawanen nutzten. Dort erwartet uns im Beduinenzelt des etwa Siebzigjährigen Abo Sabbah ein Lunch-Buffet aus Huhnfleisch, Salat, Hummus und Brot.

Bis nach Al Humaimah war der Weg relativ leicht, es gab wenige Steigungen oder steile Abstiege, und der Wüstenboden unter den Rädern war steinig-hart. Das ändert sich nun, und dass die Reifen immer wieder tief im Sand versinken, liegt nicht allein an unseren vollen Bäuchen. „Du musst vorausschauen und wenn ein Sandstück kommt rechtzeitig schalten und den Lenker ganz fest umfassen“, weist mich Anas an, doch es will nicht klappen. Immer wieder steige ich ab, schiebe durch die Sandgruben, steige auf, steige wenige Meter weiter ab. Nein, Biken und ich, das wird nichts mehr auf dieser Reise.

Bei Salem, dem Kamelspinnen-Kämpfer

Mir geht es ähnlich wie den meisten anderen Jordanien-Besuchern – neben Petra möchte auch ich unbedingt nach Wadi Rum, in eine Wüste, die so ganz anders wirkt als die dünenreichen Sandwüsten, die ich aus Tunesien und dem Oman kenne. Unzählige Fotos habe ich gesehen von Wadi Rums rötlichen Sandstein- und Granitfelsen, und direkt am Eingang thronen die ‚sieben Säulen der Weisheit‘ – benannt nach dem Buch des britischen Offiziers Thomas Edward Lawrence, der dort zur Zeit der Arabischen Revolte 1917 und 1918 stationiert war und dessen Werk als Grundlage für das Drehbuch von ‚Lawrence von Arabien‘ diente. T.E. Lawrence fasste Wadi Rum in drei Wörtern zusammen: „weitläufig, einsam und gottähnlich“. Direkt hinter dem kleinen Dorf Rum geht es hinein in diese einsame Steinwelt, in unserem Fall nicht mehr auf dem Drahtesel, sondern auf dem Rücken von Kamelen, die würdevoll in Reih und Glied in die Unendlichkeit schreiten.

Das Beduinencamp Rumshines, in dem wir die nächsten zwei Nächte verbringen werden, liegt 12 Kilometer tief in der Wüste. Seit Tagen freue ich mich auf die Wüsten-Zeit, denn seit ich das erste Mal 2012 im Oman eine Wüste betrat, zieht es mich immer wieder in die Welt der Leere und Stille. Im Camp erwarten uns gemütliche schwarz-weiße Beduinenzelte aus Ziegenhaar, ausgestattet mit einfachen Betten und einer Menge Decken, die kalte Nächte ankündigen. Es gibt sogar westliche WCs, betrieben mit gesammeltem Regenwasser, und einfache Duschen, deren Wasser sich in der Sonne aufheizt.

Auf meinem ersten Spaziergang durchs Camp begegne ich Salem Geblan, der Rumshines 2005 eröffnete. Auf meine Frage nach seinem Alter lacht er. „Ich bin etwa 33 Jahre alt, fühle mich aber wie 22.“ Er wurde als einer von sechs Schwestern und fünf Brüdern in einer Familie des etwa 2.500 Mann starken Zalabia-Stammes in Wadi Rum geboren, an der Grenze zu Saudi-Arabien, und verbrachte die ersten sechs Lebensjahre mit seiner Familie in der Wüste. Sie hätten Kamele, Schafe und Ziegen gezüchtet. „Danach ging ich ins Dorf in die Schule, aber ich war lieber immer in der Wüste.“ Deshalb habe er das Wüstencamp zusammen mit einem Bruder gegründet und von den Touristen Englisch gelernt. „Nur zwischen Mai und August ist es zu heiß für Touristen, dann suche ich mit meinen Freunden neue Wege, oder wir ziehen mit unseren Kamelen durch die Wüste. Im Sommer kann man auch gut draußen schlafen, da gibt es eine natürliche Klimaanlage.“ Angst vor Schlangen und Skorpionen habe er dabei nicht. „Wir haben eine Tradition. Wenn ein Baby noch klein ist, nimmt die Mutter einen Skorpion und kocht ihn in Öl, dann schmieren wir das Öl auf die Lippen des Babys.“ Das solle es sein Leben lang vor Skorpion-Bissen schützen. Bei ihm habe es funktioniert, er hätte kein Problem mit Skorpionen oder Schlangen. „Und die hier ist von meinem Kampf mit einer Kamelspinne!“ Er zeigt mir eine kleine Narbe auf seiner rechten Hand, macht vor, wie er der fiesen Spinne, die unter die Haut eines Kamels kriechen und es töten kann, eins reingeschlagen hat.

Ich frage Salem nach seinen Träumen. Wieder lacht er. „Ich schaue nie sehr weit hoch, weil ich dann meinen Hals brechen könnte. Und ich schaue auch nicht zu lange nach unten, weil ich dann aufs Gesicht fallen könnte.“ Ich lasse mir Salems Einstellung durch den Kopf gehen, während wir uns am köstlichen Beduinenmahl sattessen – Zarb aus Fleisch und Gemüse, das unter der Asche des Campingfeuers gegart wird. Danach sitzen wir im Gemeinschaftszelt am offenen Feuer zusammen, weil es draußen zu kalt ist. Der Rauch steigt in jede Pore von Haut und Klamotten, es zischt und fackelt, und süßer Minzetee rinnt langsam meine Kehle hinab. Immer wieder lerne ich auf Reisen Menschen wie Salem kennen, die keine Gedanken an die Zukunft verschwenden. Anders als in meiner Welt, wo die nächsten Wochen, Monate und manchmal sogar Jahre geplant werden müssen. Wo sich alles einfügen muss in einen Entwurf, der für eins keinen Raum mehr lässt – für das Leben.

Wandern im Wadi

Es gibt keinen besseren Mann als Salem, um uns die Wege und Abwege seiner Heimat zu zeigen. Wirklicher Wege bedarf es in Wadi Rum nicht, denn die Sandsteinfelsen sind bei trockenem Wetter so rutschfest, dass man sie nahezu senkrecht hochlaufen kann. Unsere erste Wanderung führt nach einer frühmorgendlichen Fahrt im offenen Jeep zum 1.700 Meter hohen Jebel al Hash, einem der höchsten Jordaniens, nur fünf Kilometer von der Saudi-Arabischen Grenze entfernt. Dabei bedeutet Jebel ‚Berg‘ und Hash ‚zerbrechlich‘. Warum der Berg zerbrechlich ist, macht uns Salem vor: Er hebt einen großen weiß-rötlichen Brocken vom Boden auf und knallt ihn auf den Boden – woraufhin er zu einem feinen Pulver zerfällt, das aussieht wie Kokain.

Salem kennt die Wüste wie unsereins die Regale im Lieblingssupermarkt. Immer wieder hält er an und deutet auf Pflanzen oder Blumen, die in diesem Teil des Wadis wie in einem wild wuchernden Garten aus dem Boden sprießen. „Thymian und andere Pflanzen sammeln wir und nutzen sie zu medizinischen Zwecken, zum Beispiel bei Magenschmerzen“, erklärt er uns. Eine Pflanze namens ‚shih‘ eignet sich dagegen wunderbar für gesundheitsfördernden Tee. Und Salem hat auch Wüsten-Trick 17 auf Lager: „Wenn ihr euch mal in der Wüste verlauft, sucht nach einer Pflanze namens ‚tumer‘ und grabt sie aus. Unten hat sie Kartoffel-ähnliche Wurzeln, die könnt ihr essen.“ Zu erkennen ist sie an kleinen violetten Blüten.

Als wir eine Rast machen, gibt es zum Snack frisch gebrauten Tee. Dazu entzünden Salem und Anas ein kleines Feuer und Salem kramt eine Teekanne aus seinem Rucksack. „Wir kochen Tee auch oft auf Kohlen, die nennen sich ‚ghada‘.“ „Auf ghada-Kohle zu schlafen ist ein arabisches Sprichwort und bedeutet, man ist verliebt“, fügt Tala hinzu. Darüber gebe es sogar ein Lied, das Salem sofort anstimmt. Wenn wir Salem auf der Wanderung mal aus den Augen verlieren, können wir ihn hören, denn er hat immer eine Melodie auf den Lippen.

Obwohl der Blick über Wadi Rum an diesem Tag verhangen ist, verrät die immer mal wieder durchblitzende Sonne die intensiv rötlichen Farbtöne der Sandsteinfelsen, die mit Grau und Gelb harmonieren.

Bevor wir zu einer zweiten Wanderung über Ziegenpfade in eine Schlucht aufbrechen, haben Salems Jungs bei den Jeeps für uns gekocht. Ein überdimensionaler Picknickteppich und Sitzpolster liegen bereit, dazu kommen Sardinen aus dem Toten Meer, Thunfisch, Gurken mit Käse, Hummus und eine Gemüsesuppe auf die Decke.

Mit vollem Bauch durch die schmalsten Felsen zu kriechen und rauf und runter zu klettern, gestaltet sich schwierig, und doch gibt es keine schönere Art und Weise, ganz nah an dieser schroffen und doch bald vertrauten Natur dran zu sein. Die uns an diesem Abend fast eines letzten Sonnenuntergangs hinterm Camp beraubt, in letzter Minute aber ein großes Loch in die Wolkendecke reißt, durch die der Sonnenball versinkt – eine kleine Vorschau auf den nächsten Tag, als die Sonne das Wadi langsam in all seiner naturfarbenen Pracht ausleuchtet.

Am letzten Tag geht es hoch zur Burdah Rock Bridge, eine waghalsige Klettertour, die nur den Schwindelfreien vorbehalten ist. Doch es lohnt sich – für den Weitblick über ein Meer aus Steinen und Felsen in den sanftesten Tönen der Farbpalette. Teils hängen wir an Felsvorsprüngen und müssen mit dem Fuß nach dem einen rettenden Stein tasten, der den nächsten Schritt erlaubt.

Dann erhebt sie sich vor uns – eine elegante Felsbrücke hoch im Berg, wie von Menschenhand errichtet. Einige klettern mit Sicherheitsseil um die Hüften weiter, ich gebe mich mit dem Anblick von unten zufrieden. Habe es aufgegeben, immer auf den höchsten Gipfel klettern zu müssen, wenn es ein Stückchen weiter unten auch schön ist und ich einfach mal sein kann statt tun.

Wieder mal hat es eine Wüste geschafft, mich für sich zu gewinnen, mir diese Nostalgie einzuimpfen, die mich die Wüste schon vermissen lässt, wenn ich noch in ihrer Mitte bin.

Bei Ahmad in Aqaba

Eigentlich drehen sich meine letzten Tage in Jordanien um Konferenzen und Treffen mit jordanischen Touranbietern im Hyatt Regency Hotel in Aqaba, das erst Januar 2019 eröffnete und dessen Zimmer so neu riechen, als wären wir die ersten Gäste. Nach den Tagen in der Wüste fühle ich mich erschlagen vom Luxus, von der anscheinend grenzenlosen Verfügbarkeit von Wasser und Seife und dicken Bademänteln. So dankbar ich auch bin für eine dicke Matratze und lange Dusche – die Wüste fehlt mir. Die rote Erde des Wadis steckt mir nicht nur in den Schuhen, sondern auch im Herzen.

Zu meinem Glück habe ich bald einen freien Nachmittag und will raus – raus aus dem Ghetto, in dem das Hyatt liegt, im Ayla-Komplex, in dem auch reiche Jordanier ihre Häuser haben, abgegrenzt vom Rest der Stadt durch eine Schranke und Kontrollposten. Es zieht mich ans Meer, und begleitet von meinem neuen Kumpel Bruno von der Jordanien-Tour, schwingen wir uns in ein Taxi zum South Beach am anderen Ende der Stadt. Ob ich an einem öffentlichen Strand überhaupt im Bikini baden kann? Die Antwort liegt in Form von mehreren Touristinnen in Badekleidung vor mir, nur, dass Polizisten in regelmäßigen Abständen den Strand abfahren und nach dem Rechten schauen.

Die Stunden am Strand verfliegen, und Bruno und ich fragen uns, ob es nicht einen Bus zurück ins Zentrum gibt. Haltestellen sind nicht zu sehen, also fragen wir einen Einheimischen, der an einem kleinen Café im Schatten chillt. Der Mann stellt sich als Ahmad Mohammed vor uns lädt uns auf einen Minzetee ein, den uns sein Kumpel, der Cafébesitzer, bringt.

Nach wenigen Minuten plaudern wir, uns hätten wir uns nach langer Zeit endlich wiedergetroffen. Wir erfahren, dass der Beduine Ahmad meistens in Ägypten lebt und als Tauch- und Kitelehrer arbeitet, aber auch als Musiker. Und sechs Jahre in einem Zirkus in Frankreich gearbeitet hat. „Ich hatte ein Haus im Wald, am liebsten lebe ich aber in einem Zelt am Meer.“ Auf die Frage, ob er Kinder habe, reckt er die Arme zum Himmel. „Gott sei Dank nicht! Aber ich kümmere mich um die streunenden Hunde hier an den Stränden und bringe ihnen jeden Abend Futter. Die sind meine Familie.“ Er lädt uns ein, ihn bei dieser abendlichen Fütterung zu begleiten.

Ich quetsche mich auf den Hintersitz neben Ahmads Oud, Kurzhalslaute, und eine arabische Harfe. Die Hunde erkennen den Wagen schon von Weitem, springen freudig auf uns zu.

Eigentlich sollte uns Ahmad danach im Zentrum absetzen, doch wenn wir die jordanische Gastfreundschaft noch immer nicht begriffen haben, füllt Ahmad an diesem Abend kurz vor Schluss die Lücke. „Warum kommt ihr nicht zu mir zum Essen? Ich kaufe noch schnell etwas Aqaba-Fisch, Obst und Wein.“ Innerhalb von Sekunden hat uns Ahmad überzeugt. Wir begleiten ihn beim Einkauf in den Obst- und dann Fischladen, aber in den Alkoholshop möchte er allein gehen, damit wir auch ja keinen Cent zu dem edlen Tropfen, den er auswählt, dazugeben.

Der Aqaba-Fisch wird direkt mit frischen Pommes und Zitronen eingepackt, nun kann es losgehen. Ahmad wohnt in einem Apartment hoch über Aqaba, mit Blick über die Stadt, die Hügel dahinter und das israelische Eilat auf der anderen Küstenseite.

Nachdem wir angestoßen und von dem frischen Fisch gekostet haben, zeigt uns Ahmad Videos aus Ägypten. Im Hintergrund spielt stets ‚My heart will go on‘ von Celine Dion, Ahmads Lieblingslied. „Das erinnert mich an meine Exfreundin!“ Doch jetzt will der fast Fünfzigjährige erstmal frei sein: „Ich liebe das Leben der Freiheit, in der Wüste oder am Meer, das Draußensein.“ Ahmad stimmt ein Lied auf der Oud für uns an. Erst, als von einem nahen Minarett zum Gebet gerufen wird, legt er eine Pause ein. „Man sagt mir immer, wenn ich spiele, während wir beten sollen, ist das Gotteslästerung.“ Dafür nimmt er einen großen Schluck vom Rotwein. „Meine Familie hält mich für verrückt, aber ich will so sein, wie ich bin.“ Bald ist der Gebetsruf verstummt, und während die Sonne hinter Israel verschwindet und der Himmel dunkel wird, spielt und singt Ahmad weiter für uns. Wunderschöne arabische Melodien, in die er so tief eintaucht, dass die ihn umgebende Welt versinkt.

Und auch ich verschmelze mit den Klängen der Oud und genieße seine tiefe Stimme, die mich in Gedanken zurück nach Wadi Rum bringt, ans Lagerfeuer. In die weite, raue Landschaft Jordaniens, ein Land, wo ich von völlig Fremden mit einem Apfel begrüßt und mit einem Festmahl verabschiedet werde.

 

Diese Reise wurde organisiert von ATTA Adventure Trade Travel Association, eine der führenden Organisationen und Partner für das Abenteuerreise-Gewerbe. Die Tour durch Jordanien mit dem lokalen Anbieter Terhaal fand im Rahmen der jährlichen ANextNearEast statt, einem Zusammentreffen von weltweiten Medienvertretern und Touranbietern im Abenteuerbereich, die hierbei die Möglichkeit haben, Jordanien bei verschiedenen Abenteuer-Touren zu entdecken und Kontakte zu einheimischen Anbietern zu knüpfen.

Jordan Trail: www.jordantrail.org mit Daten zu einzelnen Etappen, empfehlenswert ist ein Guide, beispielsweise vom Aktivreisen-Anbieter Terhaal

Jordan Bike Trail: https://jordanbiketrail.com/

Empfehlenswerte Unterkünfte:

Amman: Marriott Hotel

Petra: Edom Hotel

Wadi Rum Camp: Rumshines Camp

Aqaba: Hyatt Regency

 

 

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